von Wilhelm Hauff (1802-1827)
Bei diesen Worten schüttelte er das Geld in seiner ungeheuren Tasche durcheinander, und es klang wie diese Nacht im Traum. Aber Peters Herz zuckte ängstlich und schmerzhaft bei diesen Worten, es wurde ihm heiß und kalt, und der Holländer-Michel sah nicht aus, wie wenn er aus Mitleid Geld wegschenkte, ohne etwas dafür zu verlangen.
Es fielen ihm die geheimnisvollen Worte des alten Mannes über die reichen Menschen ein, und von unerklärlicher Angst und Bangigkeit gejagt, rief er: "Schönen Dank, Herr! Aber mit Euch will ich nichts zu schaffen haben, ich kenn Euch schon - ", und lief, was er laufen konnte. Aber der Waldgeist schritt mit ungeheuren Schritten neben ihm her und murmelte dumpf und drohend: "Wirst es noch bereuen, Peter, wirst noch zu mir kommen. Auf deiner Stirn steht's geschrieben, in deinem Auge ist's zu lesen, du entgehst mir nicht. Lauf nicht so schnell, höre nur noch ein vernünftiges Wort, dort ist schon meine Grenze!" Aber als Peter dies hörte und unweit vor sich einen kleinen Graben sah, beeilte er sich nur noch mehr, über die Grenze zu kommen, so dass Michel am Ende schneller laufen musste und unter Flüchen und Drohungen ihn verfolgte. Der junge Mann setzte mit einem verzweifelten Sprung über den Graben, denn er sah, wie der Waldgeist mit seiner Stange ausholte und sie auf ihn niederschmettern lassen wollte. Er kam glücklich jenseits an, und die Stange zersplitterte in der Luft, wie an einer unsichtbaren Mauer, und ein langes Stück fiel zu Peter hinüber.
Bei diesen Worten schüttelte er das Geld in seiner ungeheuren Tasche durcheinander, und es klang wie diese Nacht im Traum. Aber Peters Herz zuckte ängstlich und schmerzhaft bei diesen Worten, es wurde ihm heiß und kalt, und der Holländer-Michel sah nicht aus, wie wenn er aus Mitleid Geld wegschenkte, ohne etwas dafür zu verlangen.
Es fielen ihm die geheimnisvollen Worte des alten Mannes über die reichen Menschen ein, und von unerklärlicher Angst und Bangigkeit gejagt, rief er: "Schönen Dank, Herr! Aber mit Euch will ich nichts zu schaffen haben, ich kenn Euch schon - ", und lief, was er laufen konnte. Aber der Waldgeist schritt mit ungeheuren Schritten neben ihm her und murmelte dumpf und drohend: "Wirst es noch bereuen, Peter, wirst noch zu mir kommen. Auf deiner Stirn steht's geschrieben, in deinem Auge ist's zu lesen, du entgehst mir nicht. Lauf nicht so schnell, höre nur noch ein vernünftiges Wort, dort ist schon meine Grenze!" Aber als Peter dies hörte und unweit vor sich einen kleinen Graben sah, beeilte er sich nur noch mehr, über die Grenze zu kommen, so dass Michel am Ende schneller laufen musste und unter Flüchen und Drohungen ihn verfolgte. Der junge Mann setzte mit einem verzweifelten Sprung über den Graben, denn er sah, wie der Waldgeist mit seiner Stange ausholte und sie auf ihn niederschmettern lassen wollte. Er kam glücklich jenseits an, und die Stange zersplitterte in der Luft, wie an einer unsichtbaren Mauer, und ein langes Stück fiel zu Peter hinüber.
Triumphierend hob er es auf, um es dem groben Holländer-Michel zuzuwerfen, aber in diesem Augenblick fühlte er das Stück Holz sich in seiner Hand bewegen, und zu seinem Entsetzen sah er, dass es eine ungeheure Schlange war, was er in der Hand hielt, die sich schon mit geifernder Zunge und blitzenden Augen an ihm hinaufbäumte. Er ließ sie los, aber sie hatte sich schon fest um seinen Arm gewickelt und kam mit schwankendem Kopf seinem Gesicht immer näher. Da rauschte auf einmal ein ungeheurer Auerhahn nieder, packte den Kopf der Schlange mit dem Schnabel, erhob sich mit ihr in die Lüfte, und Holländer-Michel, der dies alles vom Graben aus gesehen hatte, heulte und schrie und raste, als die Schlange von einem Gewaltigeren entführt wurde.
Erschöpft und zitternd setzte Peter seinen Weg fort. Der Pfad wurde steiler, die Gegend wilder, und bald fand er sich wieder an der ungeheuren Tanne. Er machte wieder wie gestern seine Verbeugung und hob dann an:
"Hast es zwar nicht ganz getroffen, aber weil du es bist, Kohlenmunk-Peter, so soll es hingehen", sprach eine feine, zarte Stimme neben ihm. Erstaunt sah er sich um, und unter einer schönen Tanne saß ein kleines, altes Männlein, in schwarzem Wams und roten Strümpfen und den großen Hut auf dem Kopf. Er hatte ein feines, freundliches Gesichtchen und ein Bärtchen so zart wie aus Spinnweben. Er rauchte - was sonderbar anzusehen war - aus einer Pfeife aus blauem Glas, und als Peter näher trat, sah er zu seinem Erstaunen, dass auch Kleider, Schuhe und Hut des Kleinen aus gefärbtem Glas bestanden. Aber es war geschmeidig, als ob es noch heiß wäre, denn es schmiegte sich wie Tuch nach jeder Bewegung des Männleins.
"Schatzhauser im grünen Tannenwald
Bist schon viel hundert Jahre alt,
Dein ist all Land, wo Tannen stehen,
Lässt dich nur Sonntagskindern sehn."
"Du bist dem Flegel begegnet, dem Holländer-Michel?" sagte der Kleine, indem er zwischen jedem Wort sonderbar hüstelte. "Er hat dich recht ängstigen wollen, aber seinen Kunstprügel habe ich ihm abgejagt, den soll er nimmer wiederkriegen!"
"Ja, Herr Schatzhauser", erwiderte Peter mit einer tiefen Verbeugung, "es war mir recht bange. Aber Ihr seid wohl der Herr Auerhahn gewesen, der die Schlange totgebissen hat? Da bedanke ich mich schönstens. - Ich komme aber, um mir bei Euch Rat zu holen. Es geht mir gar schlecht, ein Kohlenbrenner bringt es nicht weit. Und da ich noch jung bin, dächte ich doch, es könnte noch was Besseres aus mir werden. Und wenn ich oft andere sehe, wie weit die es in kurzer Zeit gebracht haben - wenn ich nur den Ezechiel nehme und den Tanzbodenkönig -, die haben Geld wie Heu!"
"Peter", sagte der Kleine sehr ernst und blies den Rauch aus seiner Pfeife weit weg. "Peter, sag mir nichts von diesen! Was haben sie davon, wenn sie hier ein paar Jahre dem Schein nach glücklich und dann nachher desto unglücklicher sind? Du musst dein Handwerk nicht verachten. Dein Vater und Großvater waren Ehrenmänner und haben es auch getrieben, Peter Munk! Ich will nicht hoffen, dass es Liebe zum Müßiggang ist, was dich zu mir führt."
Peter erschrak vor dem Ernst des Männleins und errötete. "Nein", sagte er, "Müßiggang - weiß ich wohl, Herr Schatzhauser im Tannenwald -, Müßiggang ist aller Laster Anfang! Aber das könnt Ihr mir nicht übel nehmen, wenn mir ein anderer Stand besser gefällt als der meinige. Ein Kohlenbrenner ist halt so gar etwas Garstiges auf der Welt, und die Glaslehüter und Flößer und Uhrmacher und alle sind angesehener."
Peter erschrak vor dem Ernst des Männleins und errötete. "Nein", sagte er, "Müßiggang - weiß ich wohl, Herr Schatzhauser im Tannenwald -, Müßiggang ist aller Laster Anfang! Aber das könnt Ihr mir nicht übel nehmen, wenn mir ein anderer Stand besser gefällt als der meinige. Ein Kohlenbrenner ist halt so gar etwas Garstiges auf der Welt, und die Glaslehüter und Flößer und Uhrmacher und alle sind angesehener."
"Hochmut kommt oft vor dem Fall", erwiderte der kleine Herr vom Tannenwald etwas freundlicher. "Ihr seid ein sonderbares Geschlecht, Ihr Menschen! Selten ist einer mit dem Stand ganz zufrieden, in dem er geboren und erzogen ist, und was gilt es - wenn du ein Glasmann wärst, so möchtest du gern ein Holzherr sein, und wärest du Holzherr, so stünde dir des Försters Dienst oder des Amtmanns Wohnung an. Aber es sei! Wenn du versprichst, brav zu arbeiten, so will ich dir zu etwas Besserem verhelfen, Peter. Ich pflege jedem Sonntagskind, das zu mir zu finden weiß, drei Wünsche zu gewähren. Die ersten zwei sind frei, den dritten kann ich verweigern, wenn er töricht ist. So wünsche dir also jetzt etwas, aber, Peter - etwas Gutes und Nützliches!"
"Heißa! Ihr seid ein treffliches Glasmännlein, und mit Recht nennt man Euch Schatzhauser, denn bei Euch sind die Schätze zu Hause! Nun - und also darf ich wünschen, wonach mein Herz begehrt, so will ich denn fürs erste, dass ich noch besser tanzen könne als der Tanzbodenkönig, und jedes Mal noch einmal so viel Geld ins Wirtshaus bringe als er!"
"Du Narr!" erwiderte der Kleine zürnend. "Welch ein erbärmlicher Wunsch ist dies, gut tanzen zu können und Geld zum Spiel zu haben! Schämst du dich nicht, dummer Peter, dich selbst so um dein Glück zu betrügen? Was nützt es dir und deiner armen Mutter, wenn du tanzen kannst? Was nützt dir dein Geld, das nach deinem Wunsch nur für das Wirtshaus ist und wie das des elenden Tanzbodenkönigs dort bleibt? Dann hast du wieder die ganze Woche nichts und darbst wie zuvor. Noch einen Wunsch gebe ich dir frei, aber sieh dich vor, dass du vernünftig wünschst!"
"Du Narr!" erwiderte der Kleine zürnend. "Welch ein erbärmlicher Wunsch ist dies, gut tanzen zu können und Geld zum Spiel zu haben! Schämst du dich nicht, dummer Peter, dich selbst so um dein Glück zu betrügen? Was nützt es dir und deiner armen Mutter, wenn du tanzen kannst? Was nützt dir dein Geld, das nach deinem Wunsch nur für das Wirtshaus ist und wie das des elenden Tanzbodenkönigs dort bleibt? Dann hast du wieder die ganze Woche nichts und darbst wie zuvor. Noch einen Wunsch gebe ich dir frei, aber sieh dich vor, dass du vernünftig wünschst!"
Peter kraulte sich hinter den Ohren und sprach nach einigem Zögern: "Nun, so wünsche ich mir die schönste und reichste Glashütte im ganzen Schwarzwald mit allem Zubehör und Geld, sie zu leiten."
"Sonst nichts?" fragte der Kleine mit besorgter Miene. "Peter, sonst nichts?" "Nun, Ihr könntet noch ein Pferd dazu tun und ein Wägelchen."
"Oh, du dummer Kohlenmunk-Peter!" rief der Kleine und warf seine gläserne Pfeife in Unmut an eine dicke Tanne, dass sie in hundert Stücke sprang. "Pferde? Wägelchen? Verstand, sag ich dir, Verstand, gesunden Menschenverstand und Einsicht hättest du wünschen sollen, aber nicht Pferdchen und Wägelchen! Nun, werde nur nicht so traurig, wir wollen sehen, dass es auch so nicht zu deinem Schaden ist. Denn der zweite Wunsch war im ganzen nicht töricht. Eine gute Glashütte nährt auch ihren Herrn und Meister. Nur hättest du Einsicht und Verstand dazu mitnehmen können, Wagen und Pferde wären dann wohl von selbst gekommen!"
"Aber, Herr Schatzhauser", erwiderte Peter, "ich habe ja noch einen Wunsch übrig. Da könnte ich ja Verstand wünschen, wenn er mir so nötig ist, wie Ihr meint!"
"Nichts da! Du wirst noch in manche Verlegenheit kommen, wo du froh sein wirst, wenn du noch einen Wunsch frei hast. Und nun mache dich auf den Weg nach Hause! Hier sind", sprach der kleine Tannengeist, indem er ein kleines Beutelein aus der Tasche zog, "hier sind zweitausend Gulden, und damit genug, und komm mir nicht wieder, um Geld zu fordern, denn dann müsste ich dich an der höchsten Tanne aufhängen! So hab ich's gehalten, seit ich in dem Wald wohne. - Vor drei Tagen aber ist der alte Winkfritz gestorben, der die große Glashütte gehabt hat im Unterwald. Dorthin gehe morgen früh und mach ein Gebot auf das Gewerbe, wie es recht ist! Halt dich wohl, sei fleißig, und ich will dich zuweilen besuchen und dir mit Rat und Tat an die Hand gehen, weil du dir doch keinen Verstand erbeten hast. Aber - das sage ich dir ernstlich - dein erster Wunsch war böse! Nimm dich in acht vor dem Wirtshauslaufen, Peter! 's hat noch bei keinem lange gut getan." Das Männlein hatte, während es dies sprach, eine neue Pfeife vom schönsten Glas hervorgezogen, sie mit gedörrten Tannenzapfen gestopft und in den kleinen, zahnlosen Mund gesteckt. Dann zog es ein ungeheures Brennglas hervor, trat in die Sonne und zündete seine Pfeife an. Als er damit fertig war, bot er dem Peter freundlich die Hand, gab ihm noch ein paar gute Lehren auf den Weg, rauchte und blies immer schneller und verschwand endlich in einer Rauchwolke, die nach echtem holländischen Tabak roch und langsam sich kräuselnd in den Tannenwipfeln verschwebte.
Als Peter nach Hause kam, fand er seine Mutter sehr in Sorgen um ihn, denn die gute Frau glaubte nicht anders, als dass ihr Sohn zum Soldaten ausgehoben worden sei. Er aber war fröhlich und guter Dinge und erzählte ihr, wie er im Wald einen guten Freund getroffen, der ihm Geld vorgeschossen habe, um ein anderes Geschäft als Kohlenbrennen anzufangen. Obgleich seine Mutter schon seit dreißig Jahren in der Köhlerhütte wohnte und an den Anblick berußter Leute so gewöhnt war als jede Müllerin an das Mehlgesicht ihres Mannes, so war sie doch eitel genug, sobald ihr Peter ein glänzenderes Los zeigte, ihren früheren Stand zu verachten und sprach: "Ja, als Mutter eines Mannes, der eine Glashütte besitzt, bin ich was anderes als Nachbarin Grete und Bete und setze mich in Zukunft vorne hin in der Kirche, wo rechte Leute sitzen!" Ihr Sohn aber wurde mit den Erben der Glashütte bald handelseinig. Er behielt die Arbeiter, die er vorfand, bei sich und ließ nun Tag und Nacht Glas machen. Anfangs gefiel ihm das Handwerk wohl. Er pflegte gemächlich in die Glashütte hinabzusteigen, ging dort mit vornehmen Schritten, die Hände in die Tasche gesteckt, hin und her, guckte dahin, guckte dorthin - sprach dies und jenes, worüber seine Arbeiter oft nicht wenig lachten, und seine größte Freude war, das Glas blasen zu sehen, und oft machte er sich selbst an die Arbeit und formte aus der noch weichen Masse die sonderbarsten Figuren. Bald aber war ihm die Arbeit verleidet, und er kam zuerst nur noch eine Stunde am Tage in die Hütte, dann nur alle zwei Tage, endlich nur einmal die Woche, und seine Gesellen machten, was sie wollten. Das alles aber kam nur vom Wirtshauslaufen.
Den Sonntag, nachdem er vom Tannenbühl zurückgekommen war, ging er ins Wirtshaus, und wer schon auf dem Tanzboden sprang, war der Tanzbodenkönig, und der dicke Ezechiel saß auch schon hinter dem Maßkrug und würfelte um Kronentaler. Da fuhr Peter schnell in die Tasche, zu sehen, ob das Glasmännlein Wort gehalten hatte, und siehe, seine Tasche strotzte von Silber und Gold. Auch in seinen Beinen zuckte und drückte es, wie wenn sie tanzen und springen wollten. Und als der erste Tanz zu Ende war, stellte er sich mit seiner Tänzerin obenan neben den Tanzbodenkönig, und sprang dieser drei Schuh hoch, so flog Peter vier, und machte dieser wunderliche und zierliche Schritte, so verschlang und drehte Peter seine Füße, dass alle Zuschauer vor Lust und Verwunderung beinahe außer sich gerieten. Als man aber auf dem Tanzboden vernahm, dass Peter eine Glashütte gekauft habe, als man sah, dass er, so oft er an den Musikanten vorbeitanzte, ihnen einen Sechsbätzner zuwarf, da war des Staunens kein Ende. Die einen glaubten, er habe einen Schatz im Wald gefunden, die anderen meinten, er habe eine Erbschaft gemacht - aber alle verehrten ihn jetzt und hielten ihn für einen gemachten Mann, nur weil er Geld hatte. Verspielte er doch noch an demselben Abend zwanzig Gulden, und trotzdem klang es in seiner Tasche, wie wenn noch hundert Taler darin wären.
Als Peter sah, wie angesehen er war, wusste er sich vor Freude und Stolz nicht zu fassen. Er warf das Geld mit vollen Händen weg und teilte es den Armen reichlich mit, wusste er doch, wie ihn selbst einst die Armut gedrückt hatte. Des Tanzbodenkönigs Künste wurden vor den übernatürlichen Künsten des neuen Tänzers zuschanden, und Peter führte jetzt den Namen Tanzkaiser. Die unternehmendsten Spieler am Sonntag wagten nicht so viel wie er, aber sie verloren auch nicht so viel. Und je mehr er verlor, desto mehr gewann er. Das verhielt sich aber ganz so, wie er es vom kleinen Glasmännlein verlangt hatte. Er hatte sich gewünscht, immer so viel Geld in der Tasche zu haben, wie der dicke Ezechiel, und gerade dieser war es, an welchen er sein Geld verspielte. Und wenn er zwanzig, dreißig Gulden auf einmal verlor, so hatte er sie alsbald wieder in der Tasche, wenn sie Ezechiel einstrich. Nach und nach brachte er es aber im Schlemmen und Spielen weiter als die schlechtesten Gesellen im Schwarzwald, und man nannte ihn öfter Spielpeter als Tanzkaiser, denn er spielte jetzt auch beinahe an allen Werktagen. Darüber kam aber seine Glashütte nach und nach in Verfall, und daran war Peters Unverstand schuld. Glas ließ er machen, so viel man immer machen konnte. Aber er hatte mit der Glashütte nicht zugleich das Geheimnis gekauft, wohin man es am besten verkaufen könne. Er wusste am Ende mit der Menge Glas nichts anzufangen und verkaufte es für den halben Preis an herumziehende Händler, nur um seine Arbeiter bezahlen zu können.
Eines Abends ging er auch wieder vom Wirtshaus heim und dachte trotz des vielen Weines, den er getrunken, um sich fröhlich zu machen, mit Schrecken und Gram an den Verfall seines Vermögens. Da bemerkte er auf einmal, dass jemand neben ihm ging. Er sah sich um, und siehe da - es war das Glasmännlein! Da geriet er in Zorn und Eifer, vermaß sich hoch und teuer und schwor, der Kleine sei an all seinem Unglück schuld. "Was tu ich nun mit Pferd und Wägelchen?" rief er. "Was nützt mir die Hütte und all mein Glas? Selbst als ich noch ein elender Köhlerbursch war, lebte ich froher und hatte keine Sorgen. jetzt weiß ich nicht, wann der Amtmann kommt und meine Habe schätzt und mich pfändet meiner Schulden wegen!"
"So?" entgegnete das Glasmännlein. "So? Ich also soll schuld daran sein, wenn du unglücklich bist? Ist dies der Dank für meine Wohltaten? Wer hieß dich so töricht wünschen? Ein Glasmann wolltest du sein und wusstest nicht, wohin dein Glas verkaufen! Sagte ich dir nicht, du solltest behutsam wünschen? Verstand, Peter - Klugheit hat dir gefehlt."
"Was? Verstand und Klugheit?" rief jener. "Ich bin ein so kluger Bursche als irgend einer, und will es dir zeigen, Glasmännlein!" Und bei diesen Worten fasste er das Männlein unsanft am Kragen und schrie: "Hab' ich dich jetzt, Schatzhauser im grünen Tannenwald - und den dritten Wunsch will ich jetzt tun, den sollst du mir gewähren! Und so will ich hier auf der Stelle zweimal hunderttausend harte Taler und ein Haus und - o weh!" schrie er und schüttelte die Hand. Denn das Waldmännlein hatte sich in glühendes Glas verwandelt und brannte in seiner Hand wie sprühendes Feuer. Aber von dem Männlein war nichts mehr zu sehen.
Mehrere Tage lang erinnerte ihn seine geschwollene Hand an seine Undankbarkeit und Torheit. Dann aber betäubte er sein Gewissen und sprach: "Und wenn sie mir die Glashütte und alles verkaufen, so bleibt mir noch immer der dicke Ezechiel! Solange der Geld hat am Sonntag, kann es mir nicht fehlen."
Ja, Peter! Aber wenn er keines hat? - Und so geschah es eines Tages und war ein wunderliches Rechenexempel, und die Leute streckten die Köpfe durch die Fenster, und der eine sagte, da kommt der Spielpeter, und der andere, ja, der Tanzkaiser, der reiche Glasmann - und ein dritter schüttelte den Kopf und sprach: "Mit dem Reichtum kann man es machen, man sagt allerlei von seinen Schulden, und in der Stadt hat einer gesagt, der Amtmann werde nicht mehr lange warten mit dem Pfänden." Indessen grüßte der reiche Peter die Gäste am Fenster vornehm und gravitätisch, stieg vom Wagen und schrie: "Sonnenwirt, guten Abend! Ist der dicke Ezechiel schon da?" Und eine tiefe Stimme rief: "Nur herein, Peter! Dein Platz ist frei, wir sind schon da und bei den Karten." So trat Peter Munk in die Wirtsstube, fuhr gleich in die Tasche und merkte, dass Ezechiel gut versehen sein müsse, denn seine Tasche war bis oben angefüllt.
Er setzte sich hinter den Tisch zu den andern und spielte und gewann und verlor hin und her, und so spielten sie, bis andere ehrliche Leute, als es Abend wurde, nach Hause gingen. Und spielten bei Licht, bis zwei andere Spieler sagten: "Jetzt ist's genug, wir müssen heim zu Frau und Kind! Aber Spiel-Peter forderte den dicken Ezechiel auf zu bleiben. Dieser wollte lange nicht, endlich aber rief er: "Gut, jetzt will ich mein Geld zählen, und dann wollen wir würfeln, den Satz um fünf Gulden, denn niedriger ist es doch nur Kinderspiel!"
Er zog den Beutel und zählte und fand hundert Gulden in bar, und Spiel-Peter wusste nun, wie viel er selbst hatte und brauchte nicht erst zu zählen. Aber hatte Ezechiel vorher gewonnen, so verlor er jetzt Satz für Satz und fluchte gräulich dabei. Warf er einen Pasch, gleich warf Spiel-Peter auch einen, und immer zwei Augen höher. Da legte er endlich die letzten fünf Gulden auf den Tisch und rief: "Noch einmal! Und wenn ich den auch verliere, so höre ich doch nicht auf, dann leihst du mir von deinem Gewinn, Peter - ein ehrlicher Kerl hilft dem andern!"
"So viel du willst, und wenn es hundert Gulden sein sollten", sprach der Tanzkaiser, fröhlich über seinen Gewinn, und der dicke Ezechiel schüttelte die Würfel und warf fünfzehn. "Pasch!" rief er, "Jetzt wollen wir sehen!" Peter aber warf achtzehn, und eine heisere bekannte Stimme hinter ihm sprach: " So, das war der letzte."
Er sah sich um, und riesengroß stand der Holländer-Michel hinter ihm. Erschrocken ließ er das Geld fallen, das er schon eingestrichen hatte. Aber der dicke Ezechiel sah den Waldmann nicht, sondern verlangte, der Spiel-Peter solle ihm zehn Gulden vorstrecken zum Spiel. Halb im Traum fuhr dieser mit der Hand in die Tasche, aber da war kein Geld. Er suchte in der andern Tasche, aber auch da fand sich nichts. Er kehrte den Rock um, aber es fiel kein roter Heller heraus, und jetzt erst gedachte er seines eigenen ersten Wunsches, immer so viel Geld zu haben wie der dicke Ezechiel.
Der Wirt und Ezechiel sahen ihn staunend an, als er immer suchte und sein Geld nicht finden konnte. Sie wollten ihm nicht glauben, dass er keines mehr habe. Aber als sie endlich selbst in seinen Taschen suchten, wurden sie zornig und schworen, der Spiel-Peter sei ein böser Zauberer und habe all das gewonnene Geld und sein eigenes nach Hause gewünscht. Peter verteidigte sich standhaft, aber der Schein war gegen ihn. Ezechiel sagte, er wolle die schreckliche Geschichte allen Leuten im Schwarzwald erzählen, und der Wirt versprach ihm, morgen mit dem frühesten in die Stadt zu gehen und Peter Munk als Zauberer anzuklagen, und er wolle es erleben - setzte er hinzu -, dass man ihn verbrenne! Dann fielen sie wütend über ihn her, rissen ihm das Wams vom Leib und warfen ihn zur Tür hinaus.
Kein Stern schien am Himmel, als Peter trübselig seiner Wohnung zuschlich. Aber dennoch konnte er die dunkle Gestalt erkennen, die neben ihm herschritt und endlich sprach: "Mit dir ist's aus, Peter Munk! All seine Herrlichkeit ist zu Ende, und das hätte ich dir schon damals sagen können, als du nichts von mir hören wolltest und zu dem dummen Glaszwerg liefst. Da siehst du jetzt, was man davon hat, wenn man meinen Rat verachtet. Aber versuch es einmal mit mir, ich habe Mitleid mit deinem Schicksal. Noch keinen hat es gereut, der sich an mich wandte, und wenn du den Weg nicht scheust - morgen den ganzen Tag bin ich am Tannenbühl zu sprechen, wenn du mich rufst." Peter merkte wohl, wer so zu ihm sprach, aber es kam ihn ein Grauen an. Er antwortete nichts, sondern lief seinem Haus zu.
"Sonst nichts?" fragte der Kleine mit besorgter Miene. "Peter, sonst nichts?" "Nun, Ihr könntet noch ein Pferd dazu tun und ein Wägelchen."
"Oh, du dummer Kohlenmunk-Peter!" rief der Kleine und warf seine gläserne Pfeife in Unmut an eine dicke Tanne, dass sie in hundert Stücke sprang. "Pferde? Wägelchen? Verstand, sag ich dir, Verstand, gesunden Menschenverstand und Einsicht hättest du wünschen sollen, aber nicht Pferdchen und Wägelchen! Nun, werde nur nicht so traurig, wir wollen sehen, dass es auch so nicht zu deinem Schaden ist. Denn der zweite Wunsch war im ganzen nicht töricht. Eine gute Glashütte nährt auch ihren Herrn und Meister. Nur hättest du Einsicht und Verstand dazu mitnehmen können, Wagen und Pferde wären dann wohl von selbst gekommen!"
"Aber, Herr Schatzhauser", erwiderte Peter, "ich habe ja noch einen Wunsch übrig. Da könnte ich ja Verstand wünschen, wenn er mir so nötig ist, wie Ihr meint!"
"Nichts da! Du wirst noch in manche Verlegenheit kommen, wo du froh sein wirst, wenn du noch einen Wunsch frei hast. Und nun mache dich auf den Weg nach Hause! Hier sind", sprach der kleine Tannengeist, indem er ein kleines Beutelein aus der Tasche zog, "hier sind zweitausend Gulden, und damit genug, und komm mir nicht wieder, um Geld zu fordern, denn dann müsste ich dich an der höchsten Tanne aufhängen! So hab ich's gehalten, seit ich in dem Wald wohne. - Vor drei Tagen aber ist der alte Winkfritz gestorben, der die große Glashütte gehabt hat im Unterwald. Dorthin gehe morgen früh und mach ein Gebot auf das Gewerbe, wie es recht ist! Halt dich wohl, sei fleißig, und ich will dich zuweilen besuchen und dir mit Rat und Tat an die Hand gehen, weil du dir doch keinen Verstand erbeten hast. Aber - das sage ich dir ernstlich - dein erster Wunsch war böse! Nimm dich in acht vor dem Wirtshauslaufen, Peter! 's hat noch bei keinem lange gut getan." Das Männlein hatte, während es dies sprach, eine neue Pfeife vom schönsten Glas hervorgezogen, sie mit gedörrten Tannenzapfen gestopft und in den kleinen, zahnlosen Mund gesteckt. Dann zog es ein ungeheures Brennglas hervor, trat in die Sonne und zündete seine Pfeife an. Als er damit fertig war, bot er dem Peter freundlich die Hand, gab ihm noch ein paar gute Lehren auf den Weg, rauchte und blies immer schneller und verschwand endlich in einer Rauchwolke, die nach echtem holländischen Tabak roch und langsam sich kräuselnd in den Tannenwipfeln verschwebte.
Als Peter nach Hause kam, fand er seine Mutter sehr in Sorgen um ihn, denn die gute Frau glaubte nicht anders, als dass ihr Sohn zum Soldaten ausgehoben worden sei. Er aber war fröhlich und guter Dinge und erzählte ihr, wie er im Wald einen guten Freund getroffen, der ihm Geld vorgeschossen habe, um ein anderes Geschäft als Kohlenbrennen anzufangen. Obgleich seine Mutter schon seit dreißig Jahren in der Köhlerhütte wohnte und an den Anblick berußter Leute so gewöhnt war als jede Müllerin an das Mehlgesicht ihres Mannes, so war sie doch eitel genug, sobald ihr Peter ein glänzenderes Los zeigte, ihren früheren Stand zu verachten und sprach: "Ja, als Mutter eines Mannes, der eine Glashütte besitzt, bin ich was anderes als Nachbarin Grete und Bete und setze mich in Zukunft vorne hin in der Kirche, wo rechte Leute sitzen!" Ihr Sohn aber wurde mit den Erben der Glashütte bald handelseinig. Er behielt die Arbeiter, die er vorfand, bei sich und ließ nun Tag und Nacht Glas machen. Anfangs gefiel ihm das Handwerk wohl. Er pflegte gemächlich in die Glashütte hinabzusteigen, ging dort mit vornehmen Schritten, die Hände in die Tasche gesteckt, hin und her, guckte dahin, guckte dorthin - sprach dies und jenes, worüber seine Arbeiter oft nicht wenig lachten, und seine größte Freude war, das Glas blasen zu sehen, und oft machte er sich selbst an die Arbeit und formte aus der noch weichen Masse die sonderbarsten Figuren. Bald aber war ihm die Arbeit verleidet, und er kam zuerst nur noch eine Stunde am Tage in die Hütte, dann nur alle zwei Tage, endlich nur einmal die Woche, und seine Gesellen machten, was sie wollten. Das alles aber kam nur vom Wirtshauslaufen.
Den Sonntag, nachdem er vom Tannenbühl zurückgekommen war, ging er ins Wirtshaus, und wer schon auf dem Tanzboden sprang, war der Tanzbodenkönig, und der dicke Ezechiel saß auch schon hinter dem Maßkrug und würfelte um Kronentaler. Da fuhr Peter schnell in die Tasche, zu sehen, ob das Glasmännlein Wort gehalten hatte, und siehe, seine Tasche strotzte von Silber und Gold. Auch in seinen Beinen zuckte und drückte es, wie wenn sie tanzen und springen wollten. Und als der erste Tanz zu Ende war, stellte er sich mit seiner Tänzerin obenan neben den Tanzbodenkönig, und sprang dieser drei Schuh hoch, so flog Peter vier, und machte dieser wunderliche und zierliche Schritte, so verschlang und drehte Peter seine Füße, dass alle Zuschauer vor Lust und Verwunderung beinahe außer sich gerieten. Als man aber auf dem Tanzboden vernahm, dass Peter eine Glashütte gekauft habe, als man sah, dass er, so oft er an den Musikanten vorbeitanzte, ihnen einen Sechsbätzner zuwarf, da war des Staunens kein Ende. Die einen glaubten, er habe einen Schatz im Wald gefunden, die anderen meinten, er habe eine Erbschaft gemacht - aber alle verehrten ihn jetzt und hielten ihn für einen gemachten Mann, nur weil er Geld hatte. Verspielte er doch noch an demselben Abend zwanzig Gulden, und trotzdem klang es in seiner Tasche, wie wenn noch hundert Taler darin wären.
Als Peter sah, wie angesehen er war, wusste er sich vor Freude und Stolz nicht zu fassen. Er warf das Geld mit vollen Händen weg und teilte es den Armen reichlich mit, wusste er doch, wie ihn selbst einst die Armut gedrückt hatte. Des Tanzbodenkönigs Künste wurden vor den übernatürlichen Künsten des neuen Tänzers zuschanden, und Peter führte jetzt den Namen Tanzkaiser. Die unternehmendsten Spieler am Sonntag wagten nicht so viel wie er, aber sie verloren auch nicht so viel. Und je mehr er verlor, desto mehr gewann er. Das verhielt sich aber ganz so, wie er es vom kleinen Glasmännlein verlangt hatte. Er hatte sich gewünscht, immer so viel Geld in der Tasche zu haben, wie der dicke Ezechiel, und gerade dieser war es, an welchen er sein Geld verspielte. Und wenn er zwanzig, dreißig Gulden auf einmal verlor, so hatte er sie alsbald wieder in der Tasche, wenn sie Ezechiel einstrich. Nach und nach brachte er es aber im Schlemmen und Spielen weiter als die schlechtesten Gesellen im Schwarzwald, und man nannte ihn öfter Spielpeter als Tanzkaiser, denn er spielte jetzt auch beinahe an allen Werktagen. Darüber kam aber seine Glashütte nach und nach in Verfall, und daran war Peters Unverstand schuld. Glas ließ er machen, so viel man immer machen konnte. Aber er hatte mit der Glashütte nicht zugleich das Geheimnis gekauft, wohin man es am besten verkaufen könne. Er wusste am Ende mit der Menge Glas nichts anzufangen und verkaufte es für den halben Preis an herumziehende Händler, nur um seine Arbeiter bezahlen zu können.
Eines Abends ging er auch wieder vom Wirtshaus heim und dachte trotz des vielen Weines, den er getrunken, um sich fröhlich zu machen, mit Schrecken und Gram an den Verfall seines Vermögens. Da bemerkte er auf einmal, dass jemand neben ihm ging. Er sah sich um, und siehe da - es war das Glasmännlein! Da geriet er in Zorn und Eifer, vermaß sich hoch und teuer und schwor, der Kleine sei an all seinem Unglück schuld. "Was tu ich nun mit Pferd und Wägelchen?" rief er. "Was nützt mir die Hütte und all mein Glas? Selbst als ich noch ein elender Köhlerbursch war, lebte ich froher und hatte keine Sorgen. jetzt weiß ich nicht, wann der Amtmann kommt und meine Habe schätzt und mich pfändet meiner Schulden wegen!"
"So?" entgegnete das Glasmännlein. "So? Ich also soll schuld daran sein, wenn du unglücklich bist? Ist dies der Dank für meine Wohltaten? Wer hieß dich so töricht wünschen? Ein Glasmann wolltest du sein und wusstest nicht, wohin dein Glas verkaufen! Sagte ich dir nicht, du solltest behutsam wünschen? Verstand, Peter - Klugheit hat dir gefehlt."
"Was? Verstand und Klugheit?" rief jener. "Ich bin ein so kluger Bursche als irgend einer, und will es dir zeigen, Glasmännlein!" Und bei diesen Worten fasste er das Männlein unsanft am Kragen und schrie: "Hab' ich dich jetzt, Schatzhauser im grünen Tannenwald - und den dritten Wunsch will ich jetzt tun, den sollst du mir gewähren! Und so will ich hier auf der Stelle zweimal hunderttausend harte Taler und ein Haus und - o weh!" schrie er und schüttelte die Hand. Denn das Waldmännlein hatte sich in glühendes Glas verwandelt und brannte in seiner Hand wie sprühendes Feuer. Aber von dem Männlein war nichts mehr zu sehen.
Mehrere Tage lang erinnerte ihn seine geschwollene Hand an seine Undankbarkeit und Torheit. Dann aber betäubte er sein Gewissen und sprach: "Und wenn sie mir die Glashütte und alles verkaufen, so bleibt mir noch immer der dicke Ezechiel! Solange der Geld hat am Sonntag, kann es mir nicht fehlen."
Ja, Peter! Aber wenn er keines hat? - Und so geschah es eines Tages und war ein wunderliches Rechenexempel, und die Leute streckten die Köpfe durch die Fenster, und der eine sagte, da kommt der Spielpeter, und der andere, ja, der Tanzkaiser, der reiche Glasmann - und ein dritter schüttelte den Kopf und sprach: "Mit dem Reichtum kann man es machen, man sagt allerlei von seinen Schulden, und in der Stadt hat einer gesagt, der Amtmann werde nicht mehr lange warten mit dem Pfänden." Indessen grüßte der reiche Peter die Gäste am Fenster vornehm und gravitätisch, stieg vom Wagen und schrie: "Sonnenwirt, guten Abend! Ist der dicke Ezechiel schon da?" Und eine tiefe Stimme rief: "Nur herein, Peter! Dein Platz ist frei, wir sind schon da und bei den Karten." So trat Peter Munk in die Wirtsstube, fuhr gleich in die Tasche und merkte, dass Ezechiel gut versehen sein müsse, denn seine Tasche war bis oben angefüllt.
Er setzte sich hinter den Tisch zu den andern und spielte und gewann und verlor hin und her, und so spielten sie, bis andere ehrliche Leute, als es Abend wurde, nach Hause gingen. Und spielten bei Licht, bis zwei andere Spieler sagten: "Jetzt ist's genug, wir müssen heim zu Frau und Kind! Aber Spiel-Peter forderte den dicken Ezechiel auf zu bleiben. Dieser wollte lange nicht, endlich aber rief er: "Gut, jetzt will ich mein Geld zählen, und dann wollen wir würfeln, den Satz um fünf Gulden, denn niedriger ist es doch nur Kinderspiel!"
Er zog den Beutel und zählte und fand hundert Gulden in bar, und Spiel-Peter wusste nun, wie viel er selbst hatte und brauchte nicht erst zu zählen. Aber hatte Ezechiel vorher gewonnen, so verlor er jetzt Satz für Satz und fluchte gräulich dabei. Warf er einen Pasch, gleich warf Spiel-Peter auch einen, und immer zwei Augen höher. Da legte er endlich die letzten fünf Gulden auf den Tisch und rief: "Noch einmal! Und wenn ich den auch verliere, so höre ich doch nicht auf, dann leihst du mir von deinem Gewinn, Peter - ein ehrlicher Kerl hilft dem andern!"
"So viel du willst, und wenn es hundert Gulden sein sollten", sprach der Tanzkaiser, fröhlich über seinen Gewinn, und der dicke Ezechiel schüttelte die Würfel und warf fünfzehn. "Pasch!" rief er, "Jetzt wollen wir sehen!" Peter aber warf achtzehn, und eine heisere bekannte Stimme hinter ihm sprach: " So, das war der letzte."
Er sah sich um, und riesengroß stand der Holländer-Michel hinter ihm. Erschrocken ließ er das Geld fallen, das er schon eingestrichen hatte. Aber der dicke Ezechiel sah den Waldmann nicht, sondern verlangte, der Spiel-Peter solle ihm zehn Gulden vorstrecken zum Spiel. Halb im Traum fuhr dieser mit der Hand in die Tasche, aber da war kein Geld. Er suchte in der andern Tasche, aber auch da fand sich nichts. Er kehrte den Rock um, aber es fiel kein roter Heller heraus, und jetzt erst gedachte er seines eigenen ersten Wunsches, immer so viel Geld zu haben wie der dicke Ezechiel.
Der Wirt und Ezechiel sahen ihn staunend an, als er immer suchte und sein Geld nicht finden konnte. Sie wollten ihm nicht glauben, dass er keines mehr habe. Aber als sie endlich selbst in seinen Taschen suchten, wurden sie zornig und schworen, der Spiel-Peter sei ein böser Zauberer und habe all das gewonnene Geld und sein eigenes nach Hause gewünscht. Peter verteidigte sich standhaft, aber der Schein war gegen ihn. Ezechiel sagte, er wolle die schreckliche Geschichte allen Leuten im Schwarzwald erzählen, und der Wirt versprach ihm, morgen mit dem frühesten in die Stadt zu gehen und Peter Munk als Zauberer anzuklagen, und er wolle es erleben - setzte er hinzu -, dass man ihn verbrenne! Dann fielen sie wütend über ihn her, rissen ihm das Wams vom Leib und warfen ihn zur Tür hinaus.
Kein Stern schien am Himmel, als Peter trübselig seiner Wohnung zuschlich. Aber dennoch konnte er die dunkle Gestalt erkennen, die neben ihm herschritt und endlich sprach: "Mit dir ist's aus, Peter Munk! All seine Herrlichkeit ist zu Ende, und das hätte ich dir schon damals sagen können, als du nichts von mir hören wolltest und zu dem dummen Glaszwerg liefst. Da siehst du jetzt, was man davon hat, wenn man meinen Rat verachtet. Aber versuch es einmal mit mir, ich habe Mitleid mit deinem Schicksal. Noch keinen hat es gereut, der sich an mich wandte, und wenn du den Weg nicht scheust - morgen den ganzen Tag bin ich am Tannenbühl zu sprechen, wenn du mich rufst." Peter merkte wohl, wer so zu ihm sprach, aber es kam ihn ein Grauen an. Er antwortete nichts, sondern lief seinem Haus zu.
… Fortsetzung folgt …
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